Bürgerforum Energiewende Hessen

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vorangegangene Bürgerforen aus Süd-, Mittel und Nordhessen

Dokumentation des Bürgerforums zur Windenergie in Groß-Bieberau und Umgebung

Dokumentation des Bürgerforums zur Windenergie in Groß-Bieberau und Umgebung, 30.11.2015

Hier finden Sie das Programm des Bürgerforums zur Windenergie in Groß-Bieberau und Umgebung

Hier finden Sie die Dokumentation der Podien und Vorträge.

Über 40 Bürgerfragen zu Windenergieprojekten

Rund 130 interessierte Bürgerinnen und Bürger diskutierten am 30. November 2015 mit Experten zum Stand der Windenergievorhaben in Groß-Bieberau, Otzberg und Reinheim. Auf Anregung von Bürgermeister Edgar Buchwald hatte das Landesprogramm „Bürgerforum Energieland Hessen“ und die HA Hessen Agentur eine Bürger-Informationsveranstaltung organisiert und die Moderation gestellt. In Vorgesprächen sowie einer extra aufgeschalteten Internetplattform wurden über 40 Bürgerfragen gesammelt und Fachexperten eingeladen, um diese Fragen zu beantworten. Im Zentrum stand die Wirtschaftlichkeit der Anlagen, das Genehmigungsverfahren und der Arten- und Naturschutz. Viele technische Fragen konnten geklärt und erste, realistische Visualisierungen gezeigt werden.

Auftakt: Info-Markt

Ab 18 Uhr fand im Foyer des Bürgerzentrums ein sogenannter Info-Marktplatz statt. Die Vorhabenträger Entega AG und Notus Energy, die Energiegenossenschaft Starkenburg sowie die örtliche Bürgerinitiative Gegenwind Reinheim und das Landesprogramm „Bürgerforum Energieland Hessen“ hatten Informationsstände eröffnet. Hier konnten interessierte Bürgerinnen und Bürgern im direkten Austausch mit den Experten und der BI zum Stand der Planung diskutieren.

Windkraft in Groß-Bieberau und Umgebung

„Wir werden hier in Groß-Bieberau sehr genau prüfen, ob Windenergie möglich ist“, betonte Bürgermeister Buchwald, der gemeinsam mit Erich Glott, dem Stadtverordnetenvorsteher, die Veranstaltung eröffnete. Auch Jens Rotzsche, Beigeordneter der Gemeinde Otzberg, erklärte, dass man ganz am Anfang der Planungen stehe: „Wir haben gerade erst den Beschluss im Gemeinderat gefasst, die Flächen am Märkerwald zu prüfen“. Demnächst sollen daher für den Märkerwald Gutachten zu Vögeln und Fledermäusen in Auftrag gegeben werden.

Gutachten zum Vogel- und Fledermausschutz noch nicht abgeschlossen

Zur gemeinsamen Windvorrangfläche zwischen Groß-Bieberau, Reinheim und Otzberg liegen bereits erste Erkenntnisse vor. Im Rahmen verschiedener Fachgutachten wurden hier von September 2014 bis September 2015 die schützenswerte Tierwelt kartiert und genaue Raumnutzungsanalysen zu sensiblen Vogelarten erstellt. Die Auswertung dieser Daten dauert noch an, Endergebnisse und Bewertungen sollen aber in Kürze vorliegen. Derzeit sei wegen der Vorkommen der Rotmilane noch völlig offen, ob die Anlagen überhaupt realisiert werden können, so die Experten.

Zielsetzung der Energiewende und Infraschall

Dr. Rainer Kaps von der HA Hessen Agentur GmbH erläuterte in seiner Einführung die Ziele des Landes Hessen zur Energiewende. Er betonte, dass Energie-Einsparungen, Energie-Effizienz und erneuerbarer Energien die drei zentralen Elemente der hessischen Landespolitik sind. Bis 2050 sollen 100% der Energie für Strom und Wärme aus erneuerbaren Energien gewonnen werden. Vor allem die Windenergie spielt hierbei eine große Rolle. Hessen plant derzeit 2% seiner Landesflächen als Windvorranggebiete auszuweisen. Insgesamt rechnet man damit, dass etwa 2.100-2.600 Anlagen in einer Endausbaustufe in Hessen errichtet sein werden. Allgemeine Fragen zur Wirtschaftlichkeit von Windenergie sowie zum Infraschall wurden zusammenfassend beantwortet. Dr. Kaps verwies hier auf bereits durchgeführte landesweite Faktenchecks hin, bei denen die wichtigsten Expertinnen und Experten des Landes ihr Wissen zusammengetragen haben. Die Ergebnisse wurden in Faktenpapieren veröffentlicht und sind gedruckt oder per Internet verfügbar.

Umfangreiche Prüfung durch die Fachbehörden

Viele Bürgerinnen und Bürger hatten Fragen zum Ablauf von Genehmigungsverfahren gestellt und wollten von Oliver Meseth (Regierungspräsidium Darmstadt) wissen, welche Einflussmöglichkeiten sie hätten. Deutlich wurde, dass ca. 20 Fachbehörden die Anträge kritisch prüfen. Eine frühe Beteiligung der Öffentlichkeit ist zwar nur bei größeren Projekten rechtlich verpflichtend, sowohl die Genehmigungsbehörden, als auch die Projektieren empfehlen diese Kommunikation zur lokalen Bevölkerung aber bei Windprojekten jeder Größenordnung. Ziel ist es dann, dass Wissen vor Ort aufzunehmen und die Planung zu verbessern. Bürgerinnen und Bürger haben neben diesen informellen Verfahren auch rechtlich vorgesehene Beteiligungsformate z.B. wenn Umweltverträglichkeitsprüfungen durchgeführt werden müssen.

Maximal neun Anlagen geplant

Guido Böss von der Entega GmbH und Jan Schröder von Notus Energy GmbH ernteten jedenfalls zustimmenden Applaus der Bürgerinnen und Bürger, dass sie zu einem so frühen Planungsstand informiert haben. So konnte mehr Klarheit über die mögliche Anzahl von Windenergieanlagen geschaffen werden: Auf dem südlichen Teil der Fläche zwischen Groß-Bieberau und Reinheim wird die Entega GmbH nach aktueller Bewertung maximal 4 Anlagen aufstellen können. Auch Notus Energy GmbH, die das Gebiet in Richtung Otzberg prüft, spricht von 4-5 Anlagen. Beide betonten, dass je nach Ergebnis der Gutachten auch noch weitere Anlagen wegfallen könnten. „Wir brauchen aufgrund der angenommenen Windgeschwindigkeiten hier größere Abstände zwischen den Anlagen, als wir das vielleicht gerne hätten“, ergänzte Jan Schröder von Notus Energy. Er trat damit den Aussagen der Bürgerinitiativen entgegen, die von 16 Anlagen sprechen.

Gemeinsame Visualisierungen gewünscht

Eines der wichtigsten Anliegen auch der örtlichen Bürgerinitiative war dabei die Frage, wie die Windräder am Ende aussehen könnten. Die Vorhabenträger zeigten erste Bilder, die deutlich kleiner ausfielen, als von der Bürgerinitiative Gegenwind Reinheim skizziert. Ihr Sprecher, Bernd Schuster, zeigte sich offen, die Visualisierung der Kritiker vom Netz zu nehmen, wenn neue, realistische Bilder zur Verfügung stehen. Auf dem Podium wurde angeregt, gemeinsam mit Befürwortern und Kritikern Fotopunkte auszuwählen und Bilder mit viel Kontrast und blauem Himmel anfertigen zu lassen.

Pool-Lösung in Groß-Bieberau

Ebenfalls großen Beifall bekam der ortsansässige Landwirt Norbert Volz, auf dessen Initiative sich die Grundstückseigentümer zusammengeschlossen hatten. Er entwickelte einen Verteilungsschlüssel, durch den möglichst viele – auch die Stadt Groß-Bieberau – von den Pachteinnahmen profitieren können. „Ohne die Energiewende rennt die Welt gegen die Wand“, begründete Norbert Volz sein großes Engagement und bekam erneut viel Zustimmung. Der Beschluss der Politik für eine Beteiligung mit eigenen Flächen steht allerdings noch aus. Bürgermeister Buchwald versprach aber, den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern fortzusetzen und eine weitere Veranstaltung zu planen, sobald neue Fakten vorliegen.

 

Weitere Informationen zum „Bürgerforum Energieland Hessen“

Die Vorträge aus der Veranstaltung und das Simultanprotokoll werden auf der Internetplattform

http://www.energieland.hessen.de/buergerforum-gross-bieberau

zur Verfügung gestellt.

Das Bürgerforum zur Windenergie in Groß-Bieberau und Umgebung wurde durch das Landesprogramm „Bürgerforum Energieland Hessen“ ermöglicht. Das Hessische Ministerium für Wirtschaft, Energie, Verkehr und Landesentwicklung bietet mit diesem Landesprogramm über die Hessen Agentur Kommunen Unterstützung bei der Umsetzung der Energiewende an und fördert Aktivitäten zur Bürgerbeteiligung. Das Land unterstützt die Kommunen mit Fachkompetenz bei der Realisierung von Veranstaltungen zur Bürgerbeteiligung und stellt neutrale Moderatoren, in diesem Fall durch die Zusammenarbeit mit dem wissenschaftlich orientierten Dialogbüro DIALOG BASIS, zur Verfügung.

Ansprechpartner Hessen Agentur:

Dr. Rainer Kaps
Leiter Themenfeld Energie
HA Hessen Agentur GmbH
Konradinerallee 9
D-65189 Wiesbaden
Tel.: +49 (0)611 95017-8471
Fax: +49 (0)611 95017-8620
E-Mail: rainer.kaps@hessen-agentur.de

Ansprechpartnerin DIALOG BASIS:

Dr. Antje Grobe
Unternehmensleitung
DIALOG BASIS
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