Welche Auswirkungen hat Windkraft auf Mensch und Umwelt? Wie sieht die Umsetzung der Energiewende in Hessen aus – und wie ist der aktuelle Verfahrensstand in Waldsolms und in den Nachbargemeinden? Zu diesen Fragen fand am 25. Juni eine Informations- und Dialogveranstaltung statt, zu der die Gemeinde Waldsolms im Rahmen des Bürgerforums Energieland Hessen eingeladen hatte. Rund 150 interessierte Bürgerinnen und Bürger informierten sich im Dorfgemeinschaftshaus Kraftsolms über die Pläne zur Windenergienutzung in der Region, diskutierten die Rolle der Erneuerbaren Energien bei der Energiewende und tauschten sich gemeinsam mit Experten zu Fragen rund um den Naturschutz, die technischen Details und die Genehmigungsverfahren der Windräder aus.
„Eine nachhaltige Energieversorgung ist nur mit Erneuerbaren Energien möglich“, betonte Dr. Justus Brans vom Hessischen Ministerium für Umwelt, Energie, Landwirtschaft und Verbraucherschutz zu Beginn der Veranstaltung. „Die Energiewende ist kein triviales Thema – deshalb brauchen wir den Dialog: Wir wollen alle Akteure von Anfang an mit einbeziehen. Nur so finden wir die jeweils besten Lösungen für energiepolitisch notwendige Maßnahmen.“ Für die Windenergienutzung in Hessen sieht Brans großes Potenzial: Bei einer Ausnutzung von zwei Prozent der Landesfläche seien bis 2050 im Strombereich bis zu 28 Terawattstunden pro Jahr möglich. „Damit liegt die Windkraft deutlich vor allen anderen alternativen Energiequellen wie Biomasse, Photovoltaik und Wasserkraft.“
Für Roland Hörster von der Interessensgemeinschaft Gegenwind Waldsolms hingegen überwiegen bei der Nutzung von Windenergie die Nachteile. Er ging in seinem Expertenvortrag auf mögliche Risiken wie Lärmbelästigung, Infraschall und Vogelschlag ein und verwies auf die Gefahr von Waldbränden durch brennende Windkraftanlagen. Anschließend gab Dennis van den Berg vom Regierungspräsidium Gießen den Teilnehmenden einen Einblick in den Ablauf eines Genehmigungsverfahrens und beschrieb die Voraussetzungen, die für eine Genehmigung erfüllt sein müssen. Joachim Bock und Roman Antczak von der Windwärts Energie GmbH stellten den Stand der Planungen an den Standorten Buhlenberg und Siegfriedseiche vor und erläuterten die technischen Details von Windenergieanlagen. Auf besonders großes Interesse stießen Visualisierungen, die zeigten, wie sich das Landschaftsbild durch die Windräder voraussichtlich verändern wird. Die Vereinbarkeit von Windenergie und Naturschutz war Thema des Vortrags von Frank Bernshausen. Der Geschäftsführer der Planungsgruppe für Natur und Landschaft verglich die Auswirkung der Windenergie auf die Umwelt mit denen durch andere Eingriffe in die Natur: Von Land- und Forstwirtschaft etwa gingen deutlich größere Gefahren für Vögel wie den Rotmilan aus, als von den Windenergieanlagen.
In parallelen Diskussionsrunden vertieften die Teilnehmerinnen und Teilnehmer verschiedene Schwerpunkte mit geladenen Experten. Besonders kontrovers diskutierten sie die Fragen, ob tatsächlich Bedarf an weiteren Kraftwerken besteht und ob andere alternative Energieerzeugungsquellen nicht größere Vorteile bieten. Andere Veranstaltungsteilnehmer sahen gerade in der Windkraft die Chance, als Kommune einen aktiven Beitrag zur Energiewende zu leisten. Viele Bürgerinnen und Bürger interessierte auch das Thema Abstandsflächen: Sind 1.000 Meter Abstand ausreichend, um die Anwohner vor Lärm und Schlagschatten zu schützen? Welche Regeln gelten in anderen Ländern? Weitere Themen waren die Auswirkungen von Windenergieanlagen auf Artenvielfalt und Landschaftsbild, Rentabilität und Laufzeit der Anlagen, Ausgleichsmaßnahmen am Buhlenberg und die Einflussmöglichkeiten der Nachbargemeinden auf das Genehmigungsverfahren.
Neben kritischen Stimmen zur Veranstaltung, zeigten sich viele Teilnehmer zufrieden. „Trotz des engen Zeitrahmens wurde ich auf dem Bürgerforum sehr gut informiert“, so das Fazit einer Teilnehmerin. „Vor allem die sachliche Diskussion war sehr konstruktiv, auf diese Weise konnten viele Ängste und Emotionen relativiert werden.“ Auch Bürgermeister Bernd Heine zeigte sich zufrieden mit dem Verlauf des Bürgerforums: „Bei der Veranstaltung konnten wir wichtige Fragen klären. Uns als Gemeinde ist es wichtig, mit den Bürgerinnen und Bürgern weiter im Gespräch zu bleiben und ihnen die Möglichkeit zu geben, ihre Themen einzubringen. Das ist heute Abend gelungen.“
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