Bürgerforum Energiewende Hessen im RP Giessen

Das Bürgerforum in Mittelhessen
(Regierungspräsidium Gießen)

Erneuerbare Energien in Mittelhessen - das Bürgerforum unterstützt Kommunen in den Landkreisen Limburg-Weilburg, Lahn-Dill, Gießen, Marburg-Biedenkopf und den Vogelsbergkreis im frühzeitigen Dialog beim Ausbau von Wind-, Wasser- und Solarenergie.

Bürgerforum Energiewende Hessen in Waldbrunn (Westerwald)

Informationsveranstaltung zum Windparkvorhaben im Hauser Wald am 21.01.2023

Etwa 170 Personen besuchten am 21. Januar die Mehrzweckhalle in Lahr, um sich zum aktuellen Stand des Windparkvorhabens im Hauser Wald zu informieren, darunter auch zahlreiche Gegnerinnen und Gegner des Projekts. Unterstützung bei der Veranstaltungsorganisation und Moderation erhielt Bürgermeister Peter Blum vom Bürgerforum Energiewende Hessen.

Infomarkt, Kurzvorträge und Podiumsdiskussion 

Die Informationsveranstaltung zum Windparkvorhaben „Westerwald II“ im Hauser Wald richtete sich an alle Bürgerinnen und Bürger sowie Gemeindevertreterinnen und -vertreter von Waldbrunn. Sie hatte zum Ziel, die Pro- und Kontra-Argumente darzustellen, so dass sich die Besucherinnen und Besucher ein eigenes Bild zu dem Projekt machen konnten. Auf dem Infomarkt mit sieben Ständen bot sich die Möglichkeit, sich persönlich über alle wichtigen Themen rund um das Projekt im Hauser Wald  und generell den Ausbau der Windenergie in Hessen  zu informieren sowie über die verschiedenen Perspektiven auszutauschen.

In den Gesprächen beantworteten die Vertreterinnen und Vertreter von ENERTRAG, der LandesEnergieAgentur (LEA), HessenForst, der IG Gegenwind und dem Fachgutachter-Büro zum Thema Hydrologie viele Fragen. Auf großformatigen Karten stellte ENERTRAG die geplanten Standorte der Windenergieanlagen dar. Eine Videosimulation zeigte, wie das Landschaftsbild mit den sechs geplanten Anlagen aussehen würde. Am Stand des hydrologischen Gutachter-Büros konnten Wasserlebewesen aus dem Untersuchungsgebiet unter einem Mikroskop betrachtet werden. Der Fachgutachter für Natur- und Artenschutz fiel aufgrund von Krankheit kurzfristig aus. Die am Stand gestellten Fragen werden im Fragen- und Antworten-Dokument beantwortet.

Auf den Infomarkt folgte der zweite Teil der Veranstaltung: die Podiumsdiskussion mit Kurzvorträgen, die von Simon Carmagnole (ifok GmbH/Bürgerforum Energiewende Hessen) moderiert wurde. Die Stühle in der Mehrzweckhalle Lahr waren nahezu bis auf den letzten Platz belegt. Bürgermeister Blum begrüßte seine Bürgerinnen und Bürger.

Anschließend erläuterte Anna Forke, Projektmanagerin bei der LEA im Projekt Bürgerforum Energiewende Hessen die Bedeutung der Windenergie in Hessen. „Jede in Hessen erzeugte Kilowattstunde aus Erneuerbaren Energien spart Stromimporte und fossile Brennstoffe wie Braun- und Steinkohle“, sagte sie und ergänzte weiter zum Hintergrund des Windvorranggebiets: „Die Ausweisung von Windvorranggebieten im Teilregionalplan Mittelhessen war ein mehrjähriger Abwägungsprozess, bei dem viele Kriterien grundlegend geprüft wurden wie zum Beispiel Natur- und Artenschutz sowie Boden- und Wasserschutz. Aber erst die standortbezogene Prüfung im Rahmen eines Genehmigungsverfahrens nach Bundesimmissionsschutzgesetz (BImSchG) entscheidet schließlich, ob Windenergieanlagen gebaut werden dürfen.“

Paul Schweda, Leiter Geschäftsfeldentwicklung bei der ENERTRAG, stellte in seinem Kurzvortrag das Unternehmen und die Projekthistorie sowie den aktuellen Stand des Projekts und den weiteren Zeitplan vor. „Wir gehen davon aus, dass alle sechs Standorte genehmigungsfähig sind. Am Ende entscheidet das aber die Genehmigungsbehörde, die gesamtheitlich prüft und abwägt“, betont er. „Mit einer Genehmigung rechnen wir frühestens Ende 2024.“

Den dritten Kurzvortrag hielt Dr. Holger Rittweger vom Büro für Landschafts- u. Paläoökologie auf Vorschlag der IG Gegenwind. Er plädierte dafür, den Hauser Wald als Kleinod für den Natur- und Artenschutz zu erhalten.

Kontroverse Diskussion auf dem Podium

In der anschließenden Diskussionsrunde wurde kontrovers diskutiert. Im Mittelpunkt standen dabei Themen rund um das Wasser im Hauser Wald.

Herr Dr. Rittweger betonte: „Die Artenvielfalt im Hauser Wald hat selbst mich überrascht und sehr erstaunt. So gibt es dort zum Beispiel mehr Quellerbsenmuscheln als Bäume.“ Weiterhin vertrat er die Meinung, dass im Hauser Wald ein Vorranggebiet für Windkraft liege, das niemals eines hätte werden dürfen.

Dagegen argumentierte der Fachgutachter für Hydrologie, Dr. Stephan Klose, vom Büro Björnsen Beratende Ingenieure GmbH: „Wir haben den Hauser Wald sehr gründlich untersucht. Den methodischen Rahmen hierfür geben das Gesetz, die technischen Regelwerke sowie im Einzelfall wissenschaftliche Kenntnisse vor.“ Sein Büro habe anhand von Kartierungen und Bohrungen festgestellt, dass es im Projektgebiet des Hauser Waldes überwiegend staunasse Böden gebe. Die Feuchtbereiche und zeitweiligen Wasseraustritte sowie Wasserläufe im Bereich der Anlagenstandorte speisten sich aus Stau- bzw. Bodenwasser, nicht aus Grundwasser. Abschließend kommt sein Büro zu dem Ergebnis: „Die identifizierten Gefährdungspotentiale können durch gängige Schutz- und Gegenmaßnahmen entweder ganz vermieden oder weitgehend vermindert werden.“

In seinen Gesprächen während des Infomarkts wies Bürgermeister Blum darauf hin, dass „auch Waldbrunn seinen Beitrag zur Minderung des Klimawandels leisten müsse, wenn dies im Rahmen der gesetzlichen Möglichkeiten und nach genauer Prüfung durch die Genehmigungsbehörden möglich ist. Die Dezentralisierung der Energiegewinnung und der Ausbau der Technik zur Erzeugung erneuerbarer Energien sind ein Baustein für die Erreichung der Ziele zu einer CO2-neutralen Energieversorgung und nur gemeinsam erreichbar.“ 

Nun werden die Prüfung durch die Genehmigungsbehörde und die Verhandlungen von ENERTRAG mit den Grundstückseigentümern – den Gemeinden Waldbrunn und Dornburg sowie HessenForst – zeigen, wie das Windparkvorhaben im Hauser Wald weiter umgesetzt werden kann.

Bericht auf der Webseite der Gemeinde Waldbrunn

 

Die wichtigsten Fragen und Antworten vom Infomarkt finden Sie hier im Dokument.

Der aktuelle Planungsstand für den Windpark Westerwald II im Hauser Wald

Im Hauser Wald wird im Wind-Vorranggebiet 1103 ein Windpark (Westerwald II) mit sechs Anlagen des Typs Nordex N149 – 5,7 MW mit einer Gesamthöhe von 238,5 Meter und einer Gesamtleistung von 34,2 MW durch den Projektentwickler ENERTRAG geplant. Die Flächen gehören den Gemeinden Waldbrunn und Dornburg sowie HessenForst. Der Genehmigungsantrag soll im dritten Quartal 2023 bei der Genehmigungsbehörde eingereicht werden. Nach einer Beteiligung der Öffentlichkeit ist die Inbetriebnahme nach einer einjährigen Bauphase für das zweite Quartal 2026 geplant.

Informationen von ENERTRAG zu dem Projekt Westerwald II

 

Ausschnitt aus dem Teilregionalplan Energie Mittelhessen mit Vorranggebiet Nr. 1103 (rot schraffiert, oben links)

Ausschnitt aus dem Teilregionalplan Energie Mittelhessen mit Vorranggebiet Nr. 1103 (rot schraffiert, oben links) 

Kurz erklärt: Wie wurden die Windvorranggebiete ausgewiesen?
Der Regionalplanungsprozess zum Ausbau der Windenergie in Hessen Abspielen

Der Regionalplanungsprozess zum Ausbau der Windenergie in Hessen

Die LEA erklärt, wie in Hessen Vorranggebiete für die Windenergie ausgewiesen werden.

© LEA LandesEnergieAgentur Hessen