Herr Professor Quack, die Energiewende wird von der Bevölkerung mehrheitlich befürwortet, in touristischen Regionen werden Windräder dennoch als störend wahrgenommen. Was bedeutet dieser Befund für den Tourismus, wie viele Besucher bleiben aufgrund von Windparks tatsächlich weg?
Hierzu gibt es keine klare Befundlage. Aus manchen Befragungen geht hervor, dass ein bis zwei Prozent der Touristen tatsächlich entschlossen sind, eine bestimmte Region wegen der Windräder zu meiden, nach anderen Erhebungen sind es zehn bis fünfzehn Prozent. Grundsätzlich empfinden jüngere Menschen Windräder als weniger störend als ältere. Das gilt unabhängig von der Nationalität.
Aus Studien ist bekannt, dass Windräder in Küstennähe als weniger störend wahrgenommen werden als solche im Gebirge. Was bedeutet das für ein Binnenland wie Hessen?
Ein Land wie Hessen muss deutlich sensibler bei der Planung vorgehen. Windkraftanlagen werden eher akzeptiert, so lange es den freien Blick noch gibt. Wenn also auf einer Seite Windräder stehen, sollte die Landschaft auf der anderen Seite unberührt sein. Solche Dinge gilt es zu bedenken.
Immer wieder wird die These vorgebracht, man könnte Windenergieanlagen touristisch vermarkten. Kennen Sie Beispiele dafür, dass das glücken kann?
Da wäre etwa der Windenergieerlebnispark auf Lanzarote zu nennen, der sehr bekannt ist und als ergänzendes Freizeitangebot wahrgenommen wird. Der Soonwaldsteig im Nahwald ist ein anderes Beispiel. Den Weg gab es schon, später kamen Windräder hinzu. Befragungen vor Ort haben gezeigt, dass deren Akzeptanz bei den Besuchern zugenommen hat. Eine touristische Vermarktung im Sinne eines reiseanlassschaffenden Hauptmotivs ist extrem schwierig. Wohl aber ist es möglich, Windenergieanlagen als ergänzenden Attraktionsbaustein einer Region zu kommunizieren.